Neuerscheinungen

Steve Gunn – The Unseen in Between

Ist das noch Folk, Indie oder schon Psychedelic? „Americana“ heißt derzeit das Zauberwort, mit dem eine wie immer um große Worte nicht verlegene Musikindustrie die Albenkäufer der ganzen Welt in die Irre führen will. Denn natürlich ist die Musik von Steve Gunn „amerikanisch“, im „Anti-Trump-Sinne“ natürlich, denn wo es dort „America first“ heisst, bedeutet „Americana“ das genaue Gegenteil: „America everywhere“. Und so verwundert es auch nicht, dass „Americana“ klingende Musik besonders gerne in Norwegen, Dänemark oder Deutschland entstehen kann. Doch das ist eine andere Geschichte.

Steve Gunn, der bisher fast ausnahmslos mit Instrumental-Alben auffiel, hat auf „The Unseen in Between“ seine Stimme entdeckt, und die darf als die eigentliche Überraschung angesehen werden. Hier findet sich ausnahmsweise mal nicht ein aus Sängerwettstreiten siegreich hervorgegangenes Stimmwunder. Steve Gunn ist „Old School“, und nicht wenige halten ihm das vor. Steve Gunn aber beherrscht ein anderes Handwerk, und das ist nun mal Songwriting, dazu noch sehr klassisch: Strophe, Bridge, Refrain. Große Kunst? Muss jeder selbst entscheiden! Und doch – die meisten Songs entfalten ihre Wirkung zwar erst beim zweiten, dritten Hinhören. Dann aber geht eine kleine Welt auf, in der man sich sehr gut einrichten kann.

Das hat sehr wenig mit „Americana“ zu tun; Ryley Walker, John Fahey, Nick Drake taugen da eher als Versuch der „Einsortierung“, aber das hat „The Unseen in Between“ gar nicht nötig. Steve Gunn ist schon lange auf der Bühne zu Hause, sein neues Album zelebriert er auch live eher zurückhaltend. Das aber tut in der heutigen, so überdrehten, temporeichen Zeit gut wie ein „selbstgebackener Apfelkuchen von Oma“. Und den kann man nun wirklich nicht stehen lassen! (9/10)

Steve Gunn – The Unseen in Between (veröffentlicht 19.01.2019)

LIVE-Termine Steve Gunn:

24.08.2019   Nijmegen
09.09.2019   Köln
10.09.2019   Berlin
12.09.2019   Oberhausen
13.09.2019   Utrecht